Jazzkalender #329

LET’S TALK ABOUT JAZZ … und Barrieren

Nicht selten gilt Jazz landläufig als verkopft und sperrig – als Kunst- und Musikform für die Wenigen, nicht die Vielen. Als feinsinnige Distinktionsmöglichkeit der Studierten und Erwachsenen. Doch das muss nicht so sein.

©Zheka Kapusta

Das Leipziger »Jazz für Kinder«-Projekt »Jazzalala« hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren auf altersgerechte Weise in die große und weite Welt des Jazz heranzuführen. Das klappt in dieser Altersspanne bekanntermaßen am besten, wenn am Anfang zunächst Fragen stehen: Was zum Beispiel unterscheidet Musik eigentlich von Geräuschen? Wenn es da einen Unterschied gibt, was hat es dann mit Samples auf sich, die in der Musik Verwendung finden, aber zunächst ja nur ein Geräusch darstellen? Und was genau ist überhaupt Improvisation? Davon ausgehend kristallisieren sich im Laufe des Stücks auf spielerische und interaktive Weise sukzessive Antworten heraus, die auch den betont kritischen Nachwuchs zufrieden zurücklassen dürften.

Das Projekt Shramm um den Leipziger Musiker Jörg Wähner richtet sich hingegen vordergründig an ein erwachsenes Publikum, doch wird es mit seinem wunderbar weichen, kristallinen Sound auch bei Leuten auf offene Ohren stoßen, die den Jazz aufgrund des Eingangs skizzierten Rufs zumeist großflächig umschiffen. Zwar tritt das Trio mit einer klassischen Piano-Bass-Drums-Formation in Erscheinung: Doch die tranceartigen Soundlandschaften erinnern mitunter an musikalische Ansätze innerhalb der elektronischen Musik. Auf implizite Weise werden so auch Barrieren im Sinne musikalischer Genregrenzen durchbrochen. Das neue Album »Androide Scrip« kann deshalb je nach Belieben unter höchster Konzentration oder aber tagträumend durch die Stadt flanierend hören. Wir empfehlen an dieser Stelle, beides zu probieren, und im Anschluss dann das Konzert am 11. Mai in der naTo zu besuchen.

Apropos naTo: Fünf Tage vor Shramm wird dort auch das Johannes Bigge Trio zu sehen und hören sein. Das Projekt um den Leipziger Pianisten ist dem Status als lokalem Geheimtipp längst entwachsen und hat sich als eine der spannendsten und vielversprechendsten Pianojazz-Formationen des Landes etabliert. Sein neues Album »Clay«, das er an diesem Abend vorstellen wird, glänzt einmal mehr mit hochmelodischen, farbenreichen Klavierfiguren und einem begeisternden Zusammenspiel der Musiker. Und ganz nebenbei unterstreicht das Trio damit auch Leipzigs exzellenten Ruf in der hiesigen Jazzszene.

Bis bald,

Luca

Jazzkalender-Redaktion

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