MINIM feat. Sainkho
Preise
Die Musik der jungen polnischen Band um den Gitarristen Kuba Wójcik erforscht neue Dimensionen, die durch die aus Sibirien stammende Sängerin und Vokalkünstlerin Sainkho Namtchylak und ihre Erfahrung inspiriert sind. Zweites Konzert um 22:00 Uhr.
530,94 km Luftlinie liegen zwischen Leipzig und der polnischen Grenze. Quasi ein Katzensprung. Trotz der räumlichen Nähe und obwohl regelmäßig Musiker*innen und Bands aus Polen auch auf den Leipziger Jazztagen zu Gast waren und sind, erscheint der Austausch der jungen musikalischen Szenen untereinander nicht immens und im Rahmen der Möglichkeiten unseres Festivals unbedingt der Förderung wert! Deshalb treffen 2021 zu mehreren Zeitpunkten im Festival Musiker*innen aus den verschiedenen Szenen in teilweise neuen Konstellationen aufeinander und mit MINIM feat. Sainkho, einem Projekt des polnischen Gitarristen Kuba Wójcik, haben wir eine Band zu Gast, deren Debütalbum »Earth« im Musik-Blog Soundtrack Of My Life als eine der „interessantesten Aufnahmen, die 2020 in der polnischen Szene veröffentlicht wurden“, bezeichnet worden ist.
Am 21. September erscheint der Zweitling des Quintetts »Manifesto – Live at SPATiF«. Ihr Release-Konzert spielt die Band auf den diesjährigen Leipziger Jazztagen. Wójcik sieht in der Veröffentlichung des Albums einen Akt des Protestes gegen das Zurückbleiben von kulturellen Ereignissen in schwierigen Zeiten und schreibt: „Kultur ist nicht nur eine Ergänzung der sozialen Landschaft in Zeiten des Wohlstands, sondern vielmehr eine Kraft aus dem Inneren der menschlichen Psyche, die unseren zwischenmenschlichen Raum konstruiert. Kultur hilft uns einfach dabei, Schwierigkeiten zu überwinden“. Vor drei Jahren fasste Wójcik den Entschluss, die tuwinische Vokalkünstlerin Sainkho Namtchylak, deren Arbeit er bereits lange begeistert verfolgte, zu kontaktieren und eine Zusammenarbeit vorzuschlagen. „Ich hatte beschlossen, dass ich ein minimalistisches, avantgardistisches Album mit einer Sängerin aufnehmen wollte, die mit der ‚Stimme der Erde‘ singen konnte. Sainkho war die einzige Option“, schrieb er auf meine Nachfrage hin per E-Mail und setzt einen lachenden Smiley hinten den Zusatz: „Ich habe ihr meine Musik geschickt. Zum Glück gefiel sie ihr“. Namtchylak hat von ihrer Großmutter den Obertongesang der Turkvölker gelernt. Als Zwanzigjährige zog sie nach Moskau und knüpfte Kontakte zur dortigen Avantgarde-Szene und etablierte sich als Sängerin. Bereits seit den 90er-Jahren widmet sie sich kontinuierlich der Synthese traditioneller sibirischer Musik mit Musikstilen wie Jazz und Pop.
Über die kurzfristig gestellte Frage, was seines Erachtens – und vorausgesetzt, eine engere Verknüpfung der deutschen und der polnischen Szene wird als sinniges Ziel angenommen – auf Musiker*innen-Seite wie aufseiten des Publikums nötig wäre, um mehr Nähe und Austausch zu schaffen, denkt Kuba Wójcik zum Redaktionsschluss unseres Programmhefts gerade noch nach. Dazu dann sicher mehr am 7. Oktober im soziokulturellen Zentrum die naTo. Auch wir sind weiterhin im Prozess des Nachdenkens und Ausprobierens begriffen und hoffen, dass die Einladung von MINIM feat. Sainkho und den daran beteiligten Musiker*innen hier in Leipzig und 530,94 km entfernt jenseits der Grenze für neue Impulse und frisch entsponnene Gesprächsfäden sorgen wird.