Jonas Timm »Narcís«

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Von Lateinamerika über Frankreich zurück nach Leipzig: Ein Grenzgänger des Jazz.
Ein Album wie ein imaginärer Gang durch eine Ausstellung großformatiger Fotografien, so beschreibt der Leipziger Pianist Jonas Timm sein neuestes Projekt »Narcís«, zu dem er seine sechs so eigen- wie feinsinnigen Mitmusiker zur Zusammenarbeit einlud.
Gesichter, Landschaften, Plätze, nahe wie ferne Orte. Weit verstreut, mal klarer und mal verschwommener. Bilder, die Emotionen auf den Trägerstoff eintragen und festhalten und dabei nicht nur sich selbst zeigen, sondern auch immer auf ihr Gegenüber in den Momenten des Entstehens und Weitergehens verweisen. Und so, wie jede dieser Fotografien auch immer den Abdruck des Fingers am Auslöser als Verortung mit ausstellt und damit die Blickrichtung verschiebt, bringt auch jeder Song der siebenköpfigen Combo Timms weitschweifende (Selbst-)Beobachtung zum Anklang: Vom momenthaften Sehen-Fühlen zum tragenden Ton. Dahin, wo Gesehenes und Gespürtes zusammenfällt und sich in Klangbilder wandelt, die immer wieder neue Abbilder evozieren. Sei es über Anleihen im französischen Chanson oder Latein-Amerikanische Einflüsse, Zitate oder einfach durch ein Gefühl, das in seiner musikalischen Übertragung greifbar wird.
Das Ergebnis erklingt gleichsam ehrlich wie porös – irgendwo zwischen »Bilder einer Ausstellung« und dem introspektiven Soundtrack zukünftiger Filme, deren jeweilige Sets in den Köpfen der Zuhörer:innen entstehen.