Jazzkalender #316

LET’S TALK ABOUT JAZZ … UND das Glitzern der stadt.

Ich dachte zuvor nie viel über dieses Thema nach, bis ich mich kürzlich an einem Kaffeetisch wiederfand und mit meinem Gegenüber erst über Gott und die Welt sprach, bis wir uns schließlich über unsere Spleens austauschten. Spleens. Was genau sind eigentlich Spleens? Laut Google sind das »überspannte Ideen» oder »Marotten«. Also eine bestimmte Sammelleidenschaft? Dass ich nur Einschlafen kann, wenn ich jemandem beim Reden zuhöre? Eine besondere Sicht auf die Dinge? Dass wir beim Einkaufen mindestens die zweite Packung, niemals aber die zuerst im Regal stehende greifen? Was sind Rituale, Eigenschaften, was davon Spleens?

Jazzkalender februar 2023

Während ich am besagten Kaffeetisch sehr lange darüber nachdenken musste, welche meiner Marotten man als Spleens bezeichnen konnte, hatte mein Gegenüber bereits unzählige aufgezählt, ohne lang drüber grübeln zu müssen. Einer dieser Spleens waren »Schmuddelecken«. Ich dachte erst an riesige Wäscheberge, die sich in allen Ecken der Wohnung türmen. Kurz schüttelte es mich innerlich. Doch gemeint war etwas ganz Anderes. Gemeint waren Ecken in der Stadt, die auf den ersten Blick dreckig, unschön, gar hässlich wirken. Und der Spleen, daran etwas Ästhetisches zu finden, »es glitzern zu sehen«. Eine bestimmte Geometrie, eine Anordnung, Farben, Stimmung, Licht. Was auch immer es ist. Durch die Stadt laufen und es überall »glitzern sehen«. Was ein schöner Spleen.

Ein paar Tage nach meiner Unterhaltung über Spleens und Schmuddelecken dachte ich an einen Film, den ich vor kurzem im Kino sah. In »Die stillen Trabanten« geht es um Einsamkeit, um Liebe, um Orte in Leipzig, um Orte der Sehnsucht und solche der Zuversicht. Im Endeffekt wird auch dort das Schöne im scheinbar Unschönen gezeigt. Und so begann es ganz langsam: Auf dem alltäglichen Weg zur Arbeit sah ich es plötzlich mal hier, mal dort funkeln. Die Stadt begann wieder für mich zu glitzern.

Deswegen empfehle ich Euch allen wärmsten: Sucht nach dem Glitzern! Jetzt ist die beste Zeit dafür – denn der Februar macht es uns allen sehr einfach: Er startet mit dem Konzert vom Lisbeth Quartett am 05.02. in der naTo – das vierköpfige Ensemble präsentiert die Songs des neuen Albums »Release«, die Leichtigkeit, Sanftmütigkeit, Emotionalität und Kraft zugleich verkörpern. Weiter geht’s mit dem Nachholkonzert von Bureau Bureau – hier erwartet Euch experimentelle Musik aus Gesang, Schlagzeug und Vibraphon. Zuletzt die Empfehlung für das Kurt Weill Fest in Dessau vom 24.2.-12.3.23, das unter dem diesjährigen Motto »Im Zeichen des Umbruchs« ein Programm kuratiert, das den Aufbruch aus krisenhafter Zeit vor 100 Jahre in die existenziellen Umbrüche der Gegenwart transformiert.

Auf geht’s zur Suche nach dem Glitzern,

Euer Jazzclub Leipzig

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