Die Unwucht feat. Taiko Saito

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Wo Ordnung endet, beginnt die Unwucht: Free Jazz als rotierender Ausnahmezustand.
Eine Unwucht, so verrät uns der Duden, ist eine »unsymmetrische Verteilung der Massen eines rotierenden Körpers«. Doch leicht gesagt ist schwer verstanden. Ohne abgeschlossenes Physik-Studium kann man sich der Sache stattdessen mithilfe experimenteller Methodik nähern: einem Konzertbesuch der gleichnamigen Free-Jazz-Formation.
Und tatsächlich: Mit Symmetrie und wohltemperierter Harmonie hat dessen rotierender Klangkörper ungefähr so viel zu tun wie KI-generierte Popmusik mit musikalischer Avantgarde. Denn wenn der vielfach preisgekrönte Christopher Kunz am Saxofon und sein kongenialer Mitstreiter Florian Fischer an den Drums gemeinsam zu spielen beginnen, bleibt kein Stein auf dem anderen. Kontinuitätslinien sind kaum auszumachen, alles befindet sich im reißenden Fluss. Und was dabei hinter der nächsten Krümmung wartet, ist stets unabsehbar.
Begleitet wird Die Unwucht im Rahmen des Konzerts von der japanischen Komponistin und Vibraphonistin Taiko Saitō. Seit Ende der 1990er-Jahre in Berlin ansässig, hat sie sich im Laufe der Jahre den Ruf als herausragende Virtuosin und freie Improvisateurin erspielt – wovon nicht zuletzt die Verleihung des Deutschen Jazzpreises im vergangenen Jahr zeugte.
Gemeinsam kreiert das Trio in dieser einzigartigen Besetzung ein Set voller expressionistischer Klangfarben, dessen Spannungsbogen mit fortschreitender Zeit in ungeahnte Höhen erwachsen wird.