Pino Palladino & Blake Mills – That Wasn’t A Dream (Album des Monats 09/25)

Das musikalische fade-out hat sein Pendant vielleicht in so etwas wie dem morgendlichen fade-awake. Zwischen Schlafen und Wachen gleitet man aus der Traumwelt in die Alltagswelt und sondiert, was Traum war und Wirklichkeit ist.
»That Wasn‘t A Dream« lautet das zweite Album von Pino Palladino und Blake Mills, welches dieses Dazwischen auskundschaftet. Klanglich und auch instrumentell werden Grenzen aufgelöst: Mills singt gleichsam auf seiner fretless Gitarre eingängige Melodien, während Palladino virtuos-groovig, an D’Angelo geschult, seinen Bass erklingen lässt. Ziel, sagen sie, sei eine auf das Minimum reduzierte, meditative Klangwelt. Gekonnt erschaffen sie diese, indem Gegensätzliches wie im Traum eine Einheit bildet. Und so werden auch Komposition und Improvisation von ihnen kongenial ineinander verschränkt.
Der Abschlusssong ist ein Widerspruch: »That Was A Dream«. Stimmt das Schlusswort? Egal, denn durch den Kulturwissenschaftler Joseph Vogl ist beglaubigt, dass Glück letztlich der Halbschlaf sei; darum kann man nicht müde werden, diesem überaus geglückten Album zuzuhören. Nicht verschlafen, dass beide uns bald bei den Leipziger Jazztagen beglücken werden!
Lennart Winterkemper