Debüt-Alben sagt man für gewöhnlich voraus, sie seien ein musikalischer Spielplatz – ein Ort der künstlerischen Selbstfindung, der nicht selten ebenso Aufregendes wie Unausgegorenes zutage fördert. Wenn dem so ist, haben YALLEE diesen Entwicklungsschritt mutmaßlich übersprungen. Denn ihre kürzlich veröffentlichte Debüt-EP »Untold Stories« zeugt von einer beeindruckenden musikalischen Reife – und klingt damit so gar nicht nach musikalischem Kinderschuh.

Dabei ist es nicht so, dass das Quintett aus Dresden und Leipzig soundästhetisch kein Wagnis eingehen würde: Denn in den sechs Songs vermengt es munter Elemente aus Jazz, Neo Soul, Pop und R’n’B. Dass dabei dennoch zu jeder Zeit ein roter Faden zu erkennen ist, ist zuvorderst auf die Stimme von Lead-Sängerin Yelena Mashkaryan zurückzuführen, die mit ihrem warmen Timbre den Begriff »Soul« auf ein neues Bedeutungslevel hievt.

In starken Songs wie »Weary Eyes«, »Ruminating« und »Say Not More« meistert die Band dabei mühelos den Grenzgang zwischen Virtuosität, Eingängigkeit und Groove. Das geht zuvorderst auf das Konto der vier Mitmusiker Mashkaryans, deren Instrumentierung Dezenz mit Charakteristik vereint. Und so ist nach spätestens zwei Hörgängen klar, dass »Untold Stories« aus dem gegenwertig schier schier endlosen Meer der Neuveröffentlichungen deutlich hervorragt.