Let’s talk about Jazz… and Music & Structures
In den vergangenen Monaten haben wir an dieser Stelle wiederholt mit kleinen informativen Häppchen gekleckert – nun aber wird geklotzt. Oder anders gesagt: Nach langen Tagen, Wochen und Monaten des geduldigen Wartens, einer brodelnden Gerüchteküche, der kleinen Wasserstandsmeldungen und Schlaglichter dürfen wir nun verkünden: Die 49. Leipziger Jazztage stehen vor der Tür.

Und so dreht sich natürlich auch die hier vorliegende Ausgabe des Jazzkalenders um das große Festival im Osten Deutschlands. Dieses firmiert in diesem Jahr unter dem Motto »Mapping Music«, das dabei in seiner zweidimensionalen Komplexität zu verstehen ist: Denn einerseits thematisieren wir mit dem Titel die Frage, wie Musik mittels Strukturen greifbar gemacht wird – etwa durch verschiedene Formen der Notation und Visualisierung. Andererseits werden Strukturen innerhalb der Welt durch Musik mitunter überhaupt erst erfahrbar – sei es in Form der Thematisierung kultureller Zugehörigkeit, sozialer und politischer Räume, persönlicher Erfahrungen oder Erinnerungen.
Und natürlich – wie sollte es auch anders sein? – findet die thematische Breite in der musikalischen Vielfalt der Leipziger Jazztage auch in diesem Jahr eine adäquate Entsprechung. Ob die Feedback-basierten Gitarrenschleifen des norwegischen Saitenhexers Stian Westerhus im Völkerschlachtdenkmal oder der elektronische Avant-Prog-Jazz-Komplex von Jelena Kuljić – ob die retrofuturistisch-folkloristischen Elektro-Pop-Tunes von GANNA oder die eleganten, zeitlos-klassischen Jazztunes von Szenegrößen wie Dave Holland und Bobo Stenson: Einmal mehr skizzieren die Jazztage zum einen eine Ahnung davon, was Jazz war, ist und sein wird, als auch davon, was er sein könnte und sollte. Und ihr, liebes Publikum, stellt in diesem komplexen Diskurs wie immer eine vielgewichtige Stimme dar.
Besonders freuen wir uns zudem darüber, mit alternativen Formaten abermals einen Blick über den klassisch-konzertanten Tellerrand hinaus werfen zu können: Zu nennen wäre da etwa die Film-Dokumentation »Being Hipp«, die das bewegte Leben der Leipziger Jazzpianistin Jutta Hipp thematisiert – und im Rahmen unseres Festivals ihre Premiere feiert. Zudem wirft der Leipziger Illustrator Stefan Ibrahim – der mit seiner Arbeit im Übrigen nicht ganz unwesentlich am monatlichen Gelingen des Jazzkalenders beteiligt ist – in einem Vortrag einen Blick auf die Kulturgeschichte der Kartografie. Die in der Berliner Clubkultur virulente DJ ALLYNX wiederum wird das Festival mit einem fulminanten Set an den Turntables beschließen.
Was davor, dazwischen und danach passieren wird, können Sie auf den kommenden Seiten lesen. Doch all das wird Theorie und damit geistig bleiben – am Ende ist das Musikerlebnis aber eine Praxis, die von Präsenz und Begegnung geprägt ist. Und so freuen uns als Jazzclub Leipzig bereits, euch alle an den kleinen und großen, nischigen und bekannten Orten der Leipziger Jazztage wiederzusehen. Jetzt aber wünschen wir erst einmal eine frohe Lektüre!
Bis bald,
Luca
Jazzkalender Redaktion