Let’s talk about Jazz… und das Überschreiten von Grenzen
Vielfach werden in der medialen Gegenwart Grenzüberschreitungen beklagt: Moralische, politische, aber auch wissenschaftliche Grenzen werden zunehmend infrage gestellt und geraten ins Wanken. Doch zugleich ist die Grenzüberschreitung auch eine kulturelle Kraft, die in der Geschichte beständig in der Lage war, immer wieder Neues und Innovatives hervorzubringen.

Das Leben der Jutta Hipp zeugt davon: Im Jahr 1925 in Leipzig geboren, stieg die Jazzpianistin in den 1950er Jahren in Frankfurt und schließlich in New York zu »Europe’s First Lady in Jazz« auf. Drei Alben veröffentlichte sie auf dem legendären Label Blue Note Records und traf in dieser Zeit auf zahlreiche Jazzgrößen wie Thelonius Monk, Charles Mingus oder Miles Davis. Als Frau, aber auch als Europäerin und Weiße war ihr Wirken in der Jazzszene für viele ein Novum. Am 4. Februar wäre Hipp, die 2003 in New York starb, 100 Jahre alt geworden. Anlässlich dessen veranstaltet LeipJAZZig ein Sonderkonzert, in dem neu arrangierte Kompositionen der Pianistin in verschiedenen Formationen dargeboten werden.
Auch das Werk des Leipziger Kontrabassisten Carl Wittig ist von einem Grenzgang geprägt, allerdings von einem musikalischen: Bereits sein 2022 veröffentlichtes Debüt »Perspective Suite« vereinte auf unkonventionelle Weise Elemente aus klassischer und Jazzmusik und bewegte sich damit zwischen E- und U-Musik, europäischer und US-amerikanischer Tradition. Daran knüpft auch der im Februar erscheinende Nachfolger »Continuity and Resonance« an, der Wittigs brillante kompositorische Fähigkeiten erneut unterstreicht. Am 23. Februar stellt Wittig mitsamt seines Aurora Oktetts das Werk im Rahmen unserer Jazzclub-Live-Reihe in der naTo vor.
Bereits gut drei Wochen vorher, am 1. Februar, findet ein weiteres Jazzclub-Konzert statt: Dafür konnten wir die HMT-Bigband unter der Leitung Rolf von Nordenskjölds gewinnen, die an diesem Abend ihr neues Programm »How Long Is Now« präsentieren wird. Neben Stücken von Größen wie Bill Holman oder John Clayton umfasst es auch zahlreiche Kompositionen und Arrangements der Studierenden selbst.
Dass es um den Jazznachwuchs gut bestellt ist, unterstreicht in diesem Monat auch das Jugendjazzorchester Sachsen, das sich am 21. Februar im Werk 2 mit der Leipziger Posaunistin Antonia Hausmann die Bühne teilen wird: Gemeinsam präsentieren sie dort Stücke aus Hausmanns hochgelobten Debütalbum »Teleidoscope«, die eigens für diese Kollaboration neu arrangiert wurden.
Und siehe da: Mit einem bunten Programm lassen sich graue Winterwolken gleich viel besser ertragen!
Bis bald,
Luca
Jazzkalender-Redaktion