Florian Kästner »Gleiswechsel«-Record-Release
In der Tat: dies ist die erste Solo-Platte Florian Kästners. Natürlich zeigt er sich auch hier als großartiger Pianist und Komponist, als in der Klassik Aufgewachsener und im Jazz groß Gewordener.
Florian, was ist »Gleiswechsel« für dich?
„Ich würde das Album als eine Momentaufnahme meines fast schon obsessiven musikalischen Spieltriebs bezeichnen, und als Essenz meiner Idee von Jazz.“
Die sich wesentlich mit dem Verhältnis von Improvisation und Komposition beschäftigt, richtig?
„Mich hat immer gestört, wenn man bei Jazzstücken einen starken Bruch zwischen Thema und Improvisation wahrnimmt. Meine Intention ist es, so zu musizieren, dass sich das Stück „selbst weiter komponiert“. Idealerweise verschwimmen für den Hörer unmerklich Form und Entwicklung, das heißt, er nimmt, wenn überhaupt, nur einen weichen Übergang zwischen Komposition (Form) und Improvisation (Entwicklung) wahr.
Das Klavier als Soloinstrument ermöglicht mir, über Form und deren Gestaltung selbst und im Moment vollständig zu bestimmen. Dabei ist Improvisation über vor-komponierte Formen das eine, Improvisation als Jetzt-Komponieren das andere.“
Und wie funktioniert das, das freie Jetzt-Komponieren?
„Die Musik spielt durch mich. Sie beginnt da, wo ich aufhöre zu kontrollieren und zu erwarten. Das schwierigste ist, diese Freiheit zu erlangen, nicht zu denken, nichts zu erwarten, vollstes Vertrauen in mein Können und Musikalität hineinzugeben, das mögliche Scheitern zu akzeptieren. – Über die Jahre des Probierens und Scheiterns sehe ich mich jetzt dieser Herausforderung gewachsen…“