Zwitschermaschine
Vier falsche Vögel sitzen – selbst Bleistift und schwarze Tinte vor rosa-violettem Aquarell – auf einem zweifach gebogenen Ast. Dieser ist zugleich die Kurbel, die den weit aufgerissenen Vogelschnäbeln mechanisch kratzigen Gesang entlocken könnte. Gesetzt den Fall die Zweidimensionalität von Paul Klees »Die Zwitschermaschine« löse sich auf und schüfe Platz für die Kurbler*in. Was auf dem 1922 entstandenen Gemälde – häufig als Klangsymbol der Moderne interpretiert – nicht funktionieren kann, löst die Zwitschermaschine des Altsaxofonisten Mark Weschenfelder klanggewaltig ein. Das Ensemble vereinigt vier von einer Rhythmusgruppe angekurbelte Bläser. Auf unorthodoxe Art und Weise wird der Bandsound von zwei Flöten bestimmt, die neben, mit oder vor Saxofon, Posaune, Gitarre und Bass flirrend, glitzernd, zwitschernd aufziehen. Weschenfelders Kompositionen kommen kompakt, farbenreich, rasant und ohne simple Startrampen für improvisatorische Selbstdarstellungen daher. Das Debütalbum der Band, »System for Us«, ist 2019 bei WhyPlayJazz erschienen und bündelt sieben Individualisten in einem dichten, gemeinsamen Klang aus dem derweilen kleine Soli lichtblitzartig auffahren. Wohltuend kraftvolle, ungeschwätzige Musik.
Mark Weschenfelder (as, cl, comp), Paul Berberich (fl, as), Vincent Bababoutilabo (fl, afl), Adrian Kleinlosen (pos), Joachim Wespel (g), Andris Meinig (kb), Florian Lauer (dr)