Weichplast
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„Performativer Free Jazz ohne Rücksicht auf Verluste“. Zweites Konzert um 23:59 Uhr.
Was kann man schon sagen. Es ist doch alles konserviert und mit Etiketten versehen.
Weichplast (2021)
„Ich könnte hier einen Teller randvoll mit Scheiße aufstellen und Ihnen dabei die Hand geben“, heißt es stotternd, nah am Wahn in »K*nst«, dem eröffnenden Track des 2021 erschienenen Albums »Rattenplage wegen Megahitze«, in dem sogleich nach diesem post-expressionistischen Gestammel und Gestampfe die Nichtmusik aufgerufen wird. »K*nst« wird damit irgendwie zur großen Frage nach dem richtigen Ton, der gesucht wird, um ihn, einmal gefunden, fett durchzustreichen. Als gesperrter Abgrund, der genauso wenig interessiert wie ätzend wirkende Unterhaltung(en) oder das ohnehin überbewertete Trommelfell. Ist ja eh alles kaputt und die Ratten überall. Ist wegen der Megahitze. Und die ist nun mal da und echt und alles. Weichplast ist die passende Haltung, die entsprechende Existenzweise neben und in alledem. Aufführung und aufgeführt werden; ein Haufen Asphalt und Dreck und Verlogenheit, die sich da Bahn brechen. Bleibt nur die Frage, ob man dem, was mit und in Weichplast passiert, mit derartigem Weitergefasel gerecht wird. Die Ratten, der Teller Scheiße, die Megahitze sind aber so verlockend – eine Einladung zum eigenen Spucken und Treten. Und das kann eigentlich so stehen bleiben. Fest steht aber ebenso, dass man das Leipziger Trio um Monski aka Simon Schorndanner nicht auf dessen Songwriting und Sprech-/Gesangseinlagen reduzieren sollte. Sie hängen ja keineswegs isoliert im Raum, sondern sind Zuruf und Antwort. Und dieser skatologische Dialog ist grandios anarchischer Free Jazz (Punkt!) „ohne Rücksicht auf Verluste“, wie es bei Lakeland Records heißt. Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Geht hin, schreit euch an und amüsiert euch.