JAZZCLUB LEIPZIG LEIPZIGER JAZZTAGE

Karch | Ní Bhriain | Rumsch | Wójcik »Celestially Light I«

Himmlisch leicht
© Antje Taiga Jandrig
Altes Stadtbad

Preise

VVK: 17/12 € ZZGL. GEBÜHR
AK: 22/17 €

Im Dialog. Treffen der experimentellen und jungen polnischen und deutschen Musikszene. Zweite Konzerttour durch die „Lost Places“ um 17:00 Uhr.

Wer die Musik des in Leipzig bei Michael Wollny ausgebildeten Pianisten und Producers Philipp Rumsch kennt, wird die Resonanzen zwischen den präzise gleitenden und schwebenden Klängen und dem Alten Stadtbad bereits im Ohr haben: Hier trifft ein Musiker auf einen Raum, der wie geschaffen für ihn scheint. Zudem auf ein Setting, das es den Besucher*innen selbst überlässt, wie nah oder fern sie sich der Musik, die durch die alte Badeanstalt geistert, nähern möchten. Eine schwer programmierbare und experimentelle Anordnung in Bewegung, für die sich um Rumsch eine Konstellation fand, die das Potential dieses Experiments zu bespielen weiß: Die in Weimar lebende und schaffende Irin Neasa Ní Bhriain an der Bratsche, die in Rostock und Leipzig ausgebildet wurde, neben Albert Karch am Schlagzeug und Kuba Wójcik an der Gitarre. Zwei junge Musiker, die in der polnischen Jazzszene wohl, aber in Deutschland trotz relativer Nähe noch viel zu wenig bekannt sind.

Wie kommt es zu dieser Begegnung? Hierfür gibt es sicherlich viele (gute) Gründe: Einer ist auf jeden Fall, dass Philipp Rumsch nicht nur mit halbem Fuß auf isländischem Boden steht – was man seiner Musik durchaus anhört, tragen doch einige seiner Stücke, nicht zuletzt auf dem 2020 erschienenen »M: Of Anxiety X Discernment«, die Signatur isländischer Soundarchitektur –, sondern auch in der polnischen Musikwelt gut vernetzt ist. Und da der Jazz nur ganz selten dem Register des Monologs folgt, geht es bei dieser Begegnung nicht nur um eine musikalisch herausragende Besetzung, sondern auch um den Dialog zwischen der (jungen) polnischen und deutschen Jazzszene. Ein Ansinnen der Leipziger Jazztage, das umso drängender scheint, betrachtet man die aktuellen Entwicklungen im Nachbarland. Celestially Light, himmlisch leicht also, ist ursprünglich eine Spielanweisung des Pianisten Tōru Takemitsu, markiert hier aber daneben eine Zwei-Wort-Gebrauchsanweisung für einen Abend: Enthebend und ent-rückend, federleicht im Wandeln auf maurischen Mustern, leeren Becken und kaltstehenden Saunen. 

Ein umherwanderndes Konzert, ein umhergeisternder Titel, der im Umfeld von Rumsch, Karch und Wójcik immer wieder auftaucht: Als Inspiration und Manifest. Als Liebeserklärung eines spezifischen Sounds, der zur Existenzweise wird. An diesem Abend umkreist und begleitet von der Virtuosin an der Bratsche, Neasa Ní Bhriain, die so ihre ersten Töne in dieses magische Reich einspielt, um es noch prächtiger scheinen zu lassen. 

Konzerttour durch die “Lost Places” im Alten Stadtbad mit: Karch | Ní Bhriain | Rumsch | Wójcik »Celestially Light I« und Hausmann/Paas/Wodni »(SK)IN – SIDE – OUT« und Sonia Loenne »Moving In«.

  • Text: Max Walther
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