LEIPZIGER JAZZTAGE

10 Regeln für Musikjournalist:innen

Foto: Judith Wiesrecker
Foto: Judith Wiesrecker

Nach ihrer dritten Medienwerkstatt im Rahmen der Leipziger Jazztage wagt sich unsere Dozentin Sophie Emilie Beha nach vielen guten Ratschlägen selbst ans Formulieren von Grundsätzen, angelehnt an die von Sister Corita Kent (nicht John Cage!) und Max Frisch.

1. Höre zuerst.
Schreibe erst, wenn das Hören aufgehört hat – aber nicht zu lange danach. Musik braucht keine Zeugen, sondern Ohren.

2. Verwechsle deine Meinung nicht mit dem Echo. 
Begeisterung ist erlaubt, Zynismus ist bequem, Neugier ist Pflicht.

3. Sprich mit Musiker:innen, nicht über sie.
Frage weniger nach dem Warum, mehr nach dem Wie. Das Was ergibt sich von selbst – oder nie.

4. Vertraue der Sprache, aber nicht zu sehr.
Musik ist kein Beweis, sondern ein Versuch. Deine Worte dürfen das auch sein.

5. Schreibe, als würde jemand mitlesen, der dich liebt, aber nichts von Musik versteht.
Und jemand, der alles versteht, aber dich nicht liebt.

6. Zitiere nicht, um zu zeigen, dass du gelesen hast.
Zitiere, weil du gehört hast, was der Satz bedeutet.

7. Nimm dich ernst, aber nicht wichtiger als das, worüber du schreibst.
Kritik ist keine Bühne, kein Tribunal, sondern ein Resonanzraum. 

8. Respektiere das Werk, auch wenn du es nicht liebst.
Arroganz ist keine Haltung, sie ist ein Reflex. Suche das Fremde, nicht das, was dich bestätigt.

9. Verwechsle Leidenschaft nicht mit Urteil.
Schreibe, weil dich etwas bewegt – nicht, weil du recht haben willst.

10. Recherchiere, als ginge es um Politik.
Musik ist nie nur Musik. Sie erzählt, wovon wir leben. Vermeide Gerücht. Suche Resonanz.

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