Leipziger Jazztage 2020 als »Festival des Jahres« ausgezeichnet.
Am 3. Juni feierte der Deutsche Jazzpreis Premiere! In insgesamt 31 Kategorien wurden herausragende Leistungen der nationalen und internationalen Jazzszene geehrt. Die 44. Leipziger Jazztage »Transitions« wurden als »Festival des Jahres« ausgezeichnet. Ebenfalls nominiert waren das Jazzfest Berlin und das Moers Festival.
Mit dieser Auszeichnung richten wir das Scheinwerferlicht auf die Vielfalt, Kreativität und kommunikative Kraft des Jazz. Die Jazzmusikszene baut seit jeher klingende Brücken zwischen unterschiedlichen Kulturen, sie steht für Mut, Austausch, Kooperation – und ist damit ein Spiegelbild unserer pluralistischen Gesellschaft
Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters
Der Blick nach draußen, Offenheit für neue Impulse und die Bejahung von Uneinheitlichkeit schlugen sich trotz der letztjährigen Restriktionen im Veranstaltungsbereich programmatisch in der Gestaltung der 44. Leipziger Jazztage nieder. Im Juni trafen wir die Entscheidung für eine Neukonzeption des Festivals, sodass eine Durchführung unter den Anforderungen der Zeit vom 15. – 24. Oktober 2020 realistisch erschien. Entgegen des Naheliegenden und Bequemen begrenzte sich die Aufmerksamkeit dabei nicht auf das Lokale und die eigene Nabelschau: Unter dem neugewonnenen Festivalmotto »Transitions« wurden vielerlei Hindernisse überwunden, um den Rahmen des Möglichen auszureizen, um geographische, kulturelle, stilistische und disziplinäre Wandlungsprozesse und Übergänge zu beleuchten und anzustoßen.
Das Motiv der (Neu-)Begegnung rückte in den Fokus: Eigens für das Festival initiierten wir sieben Uraufführungen in Neukonstellationen, darunter eine Kooperation mit dem inklusiven Theater RambaZamba aus Berlin. Ergänzt werden konnte dies durch Begegnungen auf Festivalebene – drei Abende wurden gemeinsam mit der Initiative Leipziger Jazzmusiker, dem XJAZZ Festival und dem Südtirol Jazzfestival kuratiert.
Im Nachhinein erscheint es fast unwirklich, dass im Herbst vergangenen Jahres 32 Konzerte in 15 Spielstätten vor echtem Publikum stattfinden konnten. Einen hohen organisatorischen Aufwand in Kauf nehmend, stand im Festivalteam im Laufe der Vorbereitungen kaum einmal die Frage zur Disposition, ob man den Versuch wagen sollte, zu veranstalten. Die Anzahl der Konzerte wurde sogar erhöht und zum ersten Mal veranstalteten wir parallel an mehreren Orten, um trotz geringerer Platzkapazitäten möglichst vielen Personen den Zugang zu unseren Konzerten zu ermöglichen. Unterstützt durch einen Video-Podcast, der auf qualitativ hochwertige Mitschnitte, vertiefende Interviews und eine Veröffentlichung im Nachgang der Konzerte setzte, konnten wir die Reichweite unserer Festivalinhalte zusätzlich ausdehnen.
Die Leipziger Jazztage 2020 »Transitions« waren für alle Beteiligen ein außergewöhnliches Erlebnis. Mehr als je zuvor ist uns bewusst geworden, wie essenziell das Zusammensein von Künstler*innen und Publikum für die Produktion und Rezeption von Musik ist, wie wertvoll die Begegnungen im Konzertkontext. Deutlich haben wir zu spüren bekommen, wie schnell kulturelle Arbeit prekär wird, wie schützenswert internationale und transkulturelle Zusammenarbeit ist, wie sehr es in unserer Verantwortung als etabliertem Kulturakteur liegt, gesellschaftlichen Wandel aktiv zu gestalten. Was für uns aus der Krise folgt, ist keine Beliebigkeit, sondern eine bewusste Ausrichtung des Festivals an den Herausforderungen unserer Zeit. Die Leipziger Jazztage 2020 sind für uns ein Beispiel dafür, wie sich Jazz in Deutschland über verschiedene Generationen hinweg erneuern und letztere zugleich verbinden kann – dafür, wie er anschlussfähig bleibt, divers und weltoffen, im weitesten Sinne.
Mit der Auszeichnung zum »Festival des Jahres« ist ein Preisgeld in Höhe von 10.000 € verbunden.