Laut & Leipzig – der Blog der Leipziger Jazztage.

Kopfnickende Stadttauben mit breitem Grinsen

Tremendous Aron by Lukas Diller

Tremendous Aron und das Moses Yoofee Trio sorgen für Jazz und Beats in voller Halle des Werk 2

Das Werk 2, das in den letzten Jazztage-Jahrgängen stets Schauplatz aller möglichen tanzbaren Alternativen zum intellektuellen Sitzplatz-Jazz gewesen war, konnte auch in diesem Jahr seine Mission erfüllen. Dieses Mal gab es gleich zwei junge Bands zu sehen. Von einem Abend voller Jazz und Hip-Hop-Sounds zum Kopfnicken und Mitfühlen…

Tremendous Aron, der Berliner Drummer, der vor Kurzem nach Leipzig zog, spielte mit seiner Band den ersten Part des Doppelkonzert-Abends. Ein volles Werk 2 konnte ab diesem Zeitpunkt bis zum Schluss seine Augen und Ohren nicht mehr von der Bühne wenden. Eine Mischung aus Rap-Liebhabern und Soul-Enthusiasten sammelte sich in den ersten Reihen und nickte mit dem Kopf wie Stadttauben mit breitem Grinsen.

Aron Hentschel aka. Tremendous Aron ist immer auf der Suche nach passenden Samples, die er dann in eine Sound-Mischung aus Bebop, modernem Jazz und Hip-Hop verpackt. So schnipselte er beispielsweise ein funky Gitarrenriff aus der »Summer of Soul«-Doku und bastelte daraus einen Track, der direkt zum Tanzen animierte. Das Gefühl des »Summer of Soul« aus dem Jahre 1969 brachten die vier Musiker gekonnt auf die Stage und mixten es mit etwas eigenem – vielleicht so etwas wie der Berliner Schnauze des Jazz? Es war in jedem Fall eine Hommage an die vielen Legenden da oben, denen die Band mit ihrer sympathischen Art und ihrer Freude am Spielen einen Schmatzer auf die Wange drückte.

Dann kurz Pause. Bis es mit der zweiten Session weitergehen durfte.

Menschen kamen langsam wieder zurück, die Halle hüllte sich in blauen Nebel, Synthie-Sounds trennten die Luft und man wartete auf den Knall des Moses Yoofee Trios. Da kam er: Drummer Fürbringer gab nun das Tempo an. Der traum-, fast tranceartige Start wurde schnell durchbrochen – dreams are gone – so als würde man plötzlich aus dem Schlaf geholt. Doch Schlafen wollte hier eh niemand, die Stadttauben mit fettem Grinsen waren zurückgekehrt, waren aktiviert für die zweite Hälfte Kopfnicken. Das Werk 2 tauchte nun ab in eine Atmosphäre aus Funk, Soul und Groove.

“Was geht ab Leipzig? Was soll ich sagen? Es könnte nicht besser sein!” rief Bassist Roman Klobe nach etwa einer Viertelstunde in die Menge. Es war die Jungfernfahrt der Band auf einer deutschlandweiten Tour, wie er weiter ausführte.

Erster Liegeplatz also Leipzig und die Resonanz der Crowd schien perfekt. Das Trio ebenso! Auch ohne Gitarre brachten sie den Funk in die volle Halle des Werk 2. Moses Yoofee zauberte an den Keys vor sich hin – virtuos und ja, wunderbar sensibel.

Parts, so fein gesponnen, dass man sich in sie hinein legen und versinken wollte, gaben den Stab an schnelle, repetitive, aber nicht langweilig werdende Rhythmen weiter.

Was soll man sagen? Es könnte nicht besser sein. Das Werk 2 und die Jazztage machen zusammen eine ziemlich gute Figur. Jas Kayser und Theo Croker, die sich heute Abend auf die noch angewärmte (nein, heiße!) Bühne vom Vorabend begeben werden, dürften die nächsten Belege dafür sein.

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